Vladlena: “Ich hatte meinen Traumjob, aber jetzt fange ich von vorne an.”

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Vladlena: “Ich hatte meinen Traumjob, aber jetzt fange ich von vorne an.”

Vladlena lebte zuvor im Norden der Ukraine in der Stadt Sumy. Diese Region ist in der Ukraine für ihre Bildungseinrichtungen, Industrie und ihr ukrainisches kulturelles Erbe bekannt. Seit dem vollen Angriff der russischen Armee hat die Stadt sich auch durch ihre Einwohner einen Namen gemacht – freiheitsliebend und unbeugsam. Da sie eine gemeinsame Grenze mit dem Aggressor-Nachbarland hat und ohne angemessenen Schutz zurückgelassen wurde, schlossen sich die Menschen zur territorialen Verteidigung zusammen, bewaffneten sich und gingen zum Schutz ihres Landes in den Kampf. Und sie hatten Erfolg – der Feind zog sich zurück. Aber leider ist Sumy auch heute noch gefährdet.

Der Morgen des 24. Februar 2022 war für Vladlena wie jeder andere. Während sie ihren Morgenkaffee genoss und sich auf die Arbeit vorbereitete, dachte sie nicht mal im Traum daran, dass sich etwas in ihrem Leben ändern könnte. Von Beginn des Krieges erfuhr Vladlena und ihre Familie durch einen Anruf von einem Freund. Ihr erster Gedanke war, Dokumente und eine “Notfalltasche” zu sammeln.

“In stressigen Situationen entscheide ich mich immer für ‘Handeln'”, erzählt Vladlena. “Das hat mir oft in meiner Arbeit geholfen, insbesondere bei Reanimationsmaßnahmen, bei denen das Leben eines Menschen von schneller Reaktion abhing. Deshalb begann ich, die wichtigsten Dinge zu sammeln. In den Schulgruppen wurde mitgeteilt, dass der Unterricht abgesagt sei. Dann rief ich auf der Arbeit an, weil ich dort meine Patienten hatte. Aber das brachte keine Klarheit, ob ich hingehen sollte.”

Erst als sie über Online-Kameras Militärfahrzeuge sah, die bereits einige Straßen ihrer Heimatstadt passierten, wurde sich Vladlena darüber bewusst, dass es in den kommenden Tagen wohl am besten wäre, zu Hause zu bleiben. Und es gab auch keinen großen Sinn, herauszugehen – Apotheken und Geschäfte leerten sich schnell, öffentliche Einrichtungen ebenfalls, und die ständigen Sirenen zwangen die Menschen, sich in Schutzräumen zu verstecken. Man musste zum Luftschutzkeller laufen, was ebenfalls gefährlich war. Aber die Vorräte an Lebensmitteln gingen zur Neige, und es gab keinen Ort, um sie zu kaufen. Schließlich wurden sogar Vorräte mit langer Haltbarkeit aufgebraucht.

“Wir haben damals alle das Zeitgefühl verloren”, erinnert sich Vladlena. “Jeden Abend haben wir das Licht komplett ausgeschaltet, weil es so vorgeschrieben war. Es kam die Erkenntnis, dass man nichts kontrollieren kann. Besonders besorgt war ich um mein Kind. Später hörten wir auf, in den Schutzraum zu gehen, und versuchten, uns an die Regel der zwei Wände* im Haus zu halten und uns mit einer Matratze abzudecken. Das war ein Gefühl wilder und ungezügelter Angst, denn man wollte einfach nur am Leben bleiben. Aber ich habe verstanden, dass ich das nie wieder erleben möchte.

Dennoch arbeitete Vladlena weiter und konsultierte ihre Patienten. Zur Arbeit im Krankenhaus zu gehen war gefährlich, daher wurden die Beratungen online durchgeführt. Die letzten 11 Jahre hatte sie die “Jugendfreundliche Klinik” geleitet, die in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium und UNICEF gegründet wurde. Die Klinik bot eine breite Palette kostenloser medizinischer Dienstleistungen für Jugendliche und führte Präventionsarbeit zu sicheren sexuellen Beziehungen durch.

“Ich hatte eine lange Liste von Kontakten und kannte viele einflussreiche Menschen”, erzählt Vladlena. “Wir haben mit verschiedenen Organisationen viel zusammengearbeitet. Diese Arbeit war für mich ein Traumjob. Ich war an der Gründung dieser Klinik beteiligt und habe sie weiterentwickelt. Es war sehr schwer, meine großartigen Kollegen, Patienten und Jugendlichen zu verlassen. Im Allgemeinen erlebt jemand, der sich für einen Umzug entscheidet, einen ‘sozialen Tod’, und das ist schwer.

Aus der Stadt verließ Vladlena mit ihrer Familie am 8. März dank des sogenannten “grünen Korridors”. Sie hatten geplant, zu Freunden in die Stadt Kropyvnytskyi zu fahren. Plötzlich erhielt sie jedoch eine Einladung von einer Organisation, mit der sie früher zusammengearbeitet hatte, mit einem Bus nach Spanien zu evakuieren. Sie hatten nur 10 Minuten zum Nachdenken. Vladlena fasste den Mut, ihre Mutter und ihren Sohn mitzunehmen.

“Ich hatte Erfahrung in Schulungen zur sicheren Migration”, sagt Vladlena. “Und dieses Wissen kam genau richtig: Nicht nachgeben, niemandem außer offiziellen Personen Ihre Dokumente geben, Details der Reise Ihren Angehörigen mitteilen, ein Codewort vereinbaren, Fotos Ihrer Dokumente haben und nur Hilfe von Menschen und Organisationen akzeptieren, denen Sie vertrauen. In der Nähe unserer Busse sahen wir große Autos mit merkwürdigen Männern, die zu den jungen Frauen kamen. Und das war beängstigend. Außerdem fuhren wir in ein Land, dessen Sprache wir nicht kannten. Dann stellte sich heraus, dass die Spanier nicht einmal Englisch sprachen.”

Nach ihrer Ankunft wurden die Ukrainer in spanischen Familien untergebracht. Aber Vladlena und ihre Familie hatten kein Glück – die Besitzerin der Wohnung, in der sie untergebracht waren, wurde ins Krankenhaus gebracht, während Vladlenas Familie deswegen auf der Straße landete. Hilfsbereite Menschen kamen ihnen zur Hilfe und halfen ihnen, vorübergehende Unterkünfte zu finden. Aber in Spanien zu bleiben, war weder wünschenswert noch möglich. Außerdem wartete in Aalen bereits eine Freundin aus der Kindheit auf  Vladlena und ihre Familie.

“Der Krieg hat gezeigt, wer wer ist”, glaubt Vladlena. “Und das ist ein großes Glück – Freunde zu haben. Das Wichtigste ist, diese Freundschaft ein Leben lang zu bewahren, denn sie multipliziert die Freude und die Höhen und halbiert die Schwierigkeiten und die Tiefen. Freundschaft heilt uns, unterstützt uns und bringt uns ins Leben zurück. Ich kenne Natalia seit der Schule. Sie lebt seit mehr als 11 Jahren in Deutschland, mit ihrem Ehemann und ihren Kindern. Sie schrieb von Anfang an ständig, machte sich Sorgen um uns. Und als sie von unseren Abenteuern in Spanien erfuhr, sagte sie kategorisch, dass wir zu ihr kommen sollten. Und das, ohne zu wissen, wie lange wir bleiben würden. Die Reise nach Deutschland war auch lang, weil mein Sohn ein Hamster hatte, den sie uns nicht in das Flugzeug gelassen hätten. Also sind wir mit Bussen gefahren und haben oft angehalten.”

Die deutsche Bürokratie und die Menge an Dokumenten haben Vladlena zunächst eingeschüchtert, aber mit der Zeit wurde es verständlicher. Am schwierigsten war es jedoch, ohne ihren geliebten Beruf zu leben.” Deshalb, sobald sie ihre Diplomübersetzung erhalten hatte, begann sie nach einer Stelle in ihrer Fachrichtung zu suchen. Und sie fand es – als Assistentin in einer Kinderpraxis. Sie ist begeistert von der deutschen Medizin, ihrer Arbeitsweise und den Beziehungen zwischen Patienten und Ärzten. Vladlena träumt jetzt davon, so schnell wie möglich die Sprache zu lernen, um ihr Abschluss anerkennen zu lassen und in ihr Beruf als Ärztin zurückkehren zu können.

*Die Regel, die jeder in der Ukraine kennt, lautet: mindestens zwei Wände Abstand zum Fenster, um Schutz vor Splitter zu haben, wenn die Druckwelle das Glas zum Bersten bringt.

 

 

Владлена: “Я мала роботу мрії, але тепер починаю все спочатку”

Владлена раніше проживала на півночі України в місті Суми. Цей регіон відомий в Україні навчальними закладами,  промисловістю та своєю українською культурною спадщиною. З моменту повномасштабного наступу російської армії місто стало відомим ще й своїми людьми – волелюбними та нескореними. Маючи спільний кордон з країною-агресором та залишившись без належного захисту, люди об’єдналися в територіальну оборону, взяли зброю та пішли захищати свою землю. І їм це вдалося – ворог відступив. Але, на жаль, й сьогодні в Сумах небезпечно. 

Ранок 24 лютого 2022 року для Владлени був звичайним. Насолоджуючись ранковою кавою та збираючись на роботу, вона навіть не думала про те, що щось в її житті може змінитися. Про початок війни Владлена та її родина дізналися завдяки телефонному дзвінку від друга. Перше про що подумала Владлена – зібрати документи та “тривожну валізку”.

“Завжди в стресових ситуаціях я обираю “діяти”, – розказує Владлена. – І це часто допомагало мені в роботі. Особливо під час якихось реанімаційних дій, коли життя людини залежало саме від швидкої реакції. Тому я почала збирати найважливіші речі. В шкільних чатах написали, що заняття відмінені. Тоді я зателефонувала на роботу, бо в мене ж були записані пацієнти. Але це ясності не дало”.

Лише побачивши через онлайн-камери військову техніку, що рухалася вже кількома вулицями рідного міста, Владлена усвідомила, що найближчі дні краще таки залишатися вдома. Та й сенсу виходити особливо не було – аптеки та магазини швидко спорожніли, громадські заклади також, а постійні сирени змушували ховатися в укриття. До бомбосховища доводилося ходити, що теж було небезпечно. Але закінчувалися продукти й придбати їх було ніде. В хід вже пішли й запаси продуктів з довготривалим терміном.

“Ми всі тоді втратили лік часу і днів, – згадує Владлена. – Кожен вечір ми повністю вимикали світло, бо діяв режим світломаскування. Прийшло розуміння того, що ти нічого не контролюєш. Та особливо було страшно за дитину. Згодом ми перестали ходити в бомбосховище, намагалися дотримуватися правила двох стін вдома, накривалися матрацем. І це було відчуття звірячого та дикого страху, тому що дуже хотілося жити. Але я зрозуміла, що ніколи більше не хочу це відчувати”. 

При цьому Владлена продовжувала працювати та консультувати пацієнтів. Ходити на роботу до лікарні було небезпечно, тому консультації проводилися в онлайн. Останні 11 років вона очолювала “Клініку, дружню до молоді”, що була відкрита в співпраці Українського міністерства охорони здоров’я та ЮНІСЕФ. Клініка надавала великий спектр безкоштовних медичних послуг для підлітків, проводила профілактичну роботу на тему безпечних сексуальних відносин. 

“Я мала дуже велику низку контактів, знала багато впливових людей, -розповідає Владлена. – Ми багато співпрацювали з різними організаціями. Ця робота була для мене роботою мрії. Я приймала участь в створенні цієї клініки, я її розвивала. Дуже складно було залишати моїх прекрасних колег, пацієнтів, моїх підлітків. Взагалі у людини, що наважується на переїзд, відбувається “соціальна смерть”, і це важко”.

З міста Владлена з родиною виїхала 8 березня через “зелений коридор”. Планували їхати до друзів в місто Кропивницький. Аж раптом вона отримала запрошення від організації, з якою колись співпрацювала, евакуюватися автобусом до Іспанії. На роздуми було 10 хвилин і Владлена наважилася, взявши з собою маму та сина. 

“В мене був досвід участі в тренінгах з безпечної міграції, – розповідає Владлена. – І ці знання якраз стали в нагоді – не відходити, не віддавати нікому свої документи, крім офіційних осіб, повідомляти деталі поїздки рідним, домовитися про кодове слово, мати фотографії документів, приймати допомогу лише від людей та організацій, що заслуговують довіри. Біля наших автобусів ми бачили великі автомобілі з дивними чоловіками, які підходили до дівчат. І це було страшно. До того ж ми їхали в країну, мови якої не знаємо. А потім виявилося, що іспанці навіть англійською не розмовляють”.

По прибуттю українців розселяли по іспанських сім’ях. Але Владлені з родиною не пощастило – власниця квартири, в якій вони зупинились, опинилася в лікарні, а родина Владлени через це на вулиці. На допомогу прийшли небайдужі люди, що допомогли знайти тимчасове житло. Проте залишатися в Іспанії надовго вже не було ані бажання, ані можливості. До того ж Владлену з родиною  вже чекала в Аалені подруга дитинства Наталя. 

“Війна показала, хто є хто, – вважає Владлена. – І це велике щастя – мати друзів. Найбільше – пронести цю дружбу через все життя. Радості і злети вона примножує, а негаразди і падіння ділить на два. Дружба зцілює нас, підтримує та повертає до життя. Ми з Наталею знайомі зі школи. В Німеччині вона мешкає вже понад 11 років, з чоловіком, дітьми. З перших днів постійно писала, переживала за нас. А дізнавшись про наші пригоди в Іспанії, категорично сказала, щоб їхали до неї. І це не знаючи навіть, як надовго ми затримаємося. Подорож до Німеччини також була тривалою, бо в сина був хом’як, з яким нас не пустили би на літак. Тому їхали автобусами та часто зупинялися”.

Німецька бюрократія та купа документів спочатку лякали Владлену, проте з часом стало зрозуміліше. Та найскладніше було жити без улюбленої роботи. Тому тільки-но вона отримала переклад диплому, почала шукати вакансію якнайближче до своєї спеціальності. І знайшла – помічницею в педіатричному праксисі. Вона в захваті від німецької медицини, її способів роботи та відносинами між пацієнтами та лікарями. Зараз Владлена мріє якнайшвидше вивчити мову аби повернутися до лікарської практики.