Pavlo Hrytsenko: “Der letzte Winter in der Ukraine war schwer”

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Pavlo Hrytsenko: “Der letzte Winter in der Ukraine war schwer”

Die Familie Hrytsenko kam aus der Stadt Dnipro, die sich im östlichen zentralen Teil der Ukraine befindet, nach Deutschland. Allerdings wird sie von Regionen umgeben, in denen die Frontlinie verläuft. Daher sind Flüge nach Dnipro und anderen Städten in der Region ebenfalls nicht selten. Darüber hinaus nimmt die Stadt ständig Menschen aus verschiedenen Regionen auf, die aus den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja oder Charkiw evakuiert werden müssen.

Pavlo Hrytsenko wurde in der Region Dnipropetrowsk, Ukraine, geboren und hat dort sein ganzes Leben verbracht. Er arbeitete über 20 Jahre als Pilot sowie Fluglehrer und bildete mehrere Generationen von Nachfolgern aus. Er flog viele Jahre über den Polarkreis. Nach seiner Pensionierung begann er unternehmerisch tätig zu werden.                                                     

Der Morgen des 24. Februar 2022 unterschied sich für Pavlo Hrytsenko und seinen Sohn Denys nicht von anderen Tagen. Denys hatte beinahe seinen Unterricht verpasst und beeilte sich morgens, um den Bus zu erreichen. Als er bereits an der Haltestelle stand, erhielt er einen Anruf von seiner Mutter: “Der Unterricht fällt aus, komm nach Hause, der Krieg hat begonnen.”

An diesem Tag trafen mehrere russische Raketen den Flughafen Dnipro. Seitdem heulten in Dnipro ständig die Sirenen, tagsüber und nachts. Die Bahnhöfe waren überfüllt, da fast alle Evakuierungszüge aus den östlichen Regionen der Ukraine durch Dnipro fuhren. Glücklicherweise gab es in den nächsten drei Wochen keine weiteren Raketenangriffe, da die Luftverteidigung die Bedrohung erfolgreich abwehrte.

Pavlo und seine Familie hatten zunächst nicht vor, ihre Heimatstadt zu verlassen. Dies änderte sich jedoch, als weitere Raketen den Dnipro-Flughafen einschlugen. Die Situation verschlechterte sich täglich in der gesamten Ukraine. Pavlo und seine Familie beschlossen, nach Deutschland zu fliehen, wo Verwandte lebten. Sie packten schnell ihre Sachen und machten sich auf den Weg.

“Die Cousine meiner Frau lebt seit über 20 Jahren in Deutschland”, sagt Pavlo. “Als sie von den Ereignissen in unserem Land erfahren hat, haben sie uns eingeladen. Zuerst dachten wir, dass wir nur für kurze Zeit bleiben würden, vielleicht einen Monat, bis sich alles beruhigt hat.”

Die Reise nach Deutschland dauerte mehr als drei Tage. Es dauerte zwei Tage, um die Grenze zu erreichen. Die Straßen waren überfüllt, und nachts mussten sie anhalten, da Ausgangssperren verhängt wurden. Sie schliefen direkt im Auto. Glücklicherweise hatten sie genügend Treibstoffvorräte, sodass sie keine Zeit mit Warten an den Tankstellen verschwenden mussten. Erst in Deutschland konnten sie sich ausruhen, als sie bei Verwandten ankamen.

“Sie haben uns sehr gastfreundlich aufgenommen”, erzählt Pavlo. “Deutschland erwies sich als sehr freundlich und fürsorglich. Dabei herrscht hier überall Ordnung, was mir besonders gefällt. Man hat uns ständig geholfen, sowohl Freiwillige als auch die örtlichen Behörden. Es war besonders angenehm, an meinem Geburtstag eine Karte vom Bürgermeister Peter Traub zu bekommen.”

Wie viele andere Ukrainer haben Pavlo und seine Frau Anträge auf den Aufenthaltstitel gestellt, eine Wohnung gefunden und Sprachkurse besucht. Das Erlernen der deutschen Sprache war jedoch für Pavlo eine besonders große Herausforderung. Aufgrund seines Gesundheitszustands war es schwer, stundenlang im Klassenzimmer zu sitzen, daher musste er die Kurse abbrechen. Später versuchte er, die Sprache selbst zu Hause zu lernen, aber auch das brachte nicht die gewünschten Ergebnisse. In seiner Sehnsucht nach seiner Heimat kehrte Pavlo alleine im Dezember 2022 in die Ukraine zurück. 

“Der letzte Winter in der Ukraine war für das ganze Land schwer”, erinnert sich Pavlo. “Die Russen haben die Energieinfrastruktur aktiv angegriffen, daher gab es ernsthafte Stromausfälle. Aber dennoch haben unsere Geschäfte funktioniert, die Menschen gingen zur Arbeit, das Leben ging weiter. Obwohl es Raketenangriffe gab – sowohl in unsere Stadt als auch in die Nachbarstadt. Einmal traf eine Rakete ein Mehrfamilienhaus ganz in der Nähe unseres Bezirks. Das war sehr laut. Ich fuhr hin, um mir die Situation anzusehen, und es war ein schreckliches Bild – ein Hauseingang mit den zugehörigen Wohnungen war völlig zerstört. Rettungskräfte retteten Menschen und Ärzte leisteten Erste Hilfe. Die Folgen des Raketenangriffs wurden mehrere Tage lang beseitigt: Mehr als 40 Menschen starben, mindestens 80 wurden verletzt und weitere 11 gelten als vermisst.”

Laut Pavlo gab es danach noch mehr Raketenangriffe auf Mehrfamilienhäuser, kommunale und industrielle Unternehmen sowie den Busbahnhof in Dnipro. Eine der Raketen zerstörte einen großen Sportkomplex, an dessen Bau Pavlo bereits vor seiner Ausbildung an der Flugschule beteiligt war. Nach drei Monaten in der Ukraine kehrte er zu seiner Familie in Deutschland zurück.

Der Integrationsprozess für Denys, seinen Sohn, gestaltete sich nicht einfacher. Denys ist ein begabter Akkordeonspieler und hat bereits in seiner Kindheit mehrere Wettkämpfe auf nationalem Niveau gewonnen. Er ist 16 Jahre alt und hat bereits die ukrainische Mittlere Reife erreicht und sich an einer Berufsfachschule für Musik für das Akkordeon eingeschrieben.In Deutschland wollte er seine Ausbildung fortsetzen, musste jedoch erneut die 9. Klasse besuchen, die eine Integrationsklasse war. Denys gibt zu, dass er wenig Lust hatte erneuert die Mittlere Reife zu erreichen und dass ihm die deutsche Sprache sehr schwer fiel. Daher hat er in seiner neuen Umgebung nur Freunde aus der Ukraine. Er hat den Eindruck, dass seine Freunde reifer seien als andere Gleichaltrige – sie haben andere Interessen und Lebensansichten.

“Wir hatten ein paar Konflikte mit den Jugendlichen anderer Nationalitäten, nach denen wir die Lust verloren haben sie kenne zulernen“ erzählt Denys. “Mir scheint es, dass sie die Ukrainer nicht mögen.“

Parallel zur deutschen Schule setzt Denys seine Ausbildung an der ukrainischen Berufsfachschule online fort. Er liebt Musik seit seiner Kindheit, daher hat er sich bewusst für die Ausbildung entschieden. In Deutschland nimmt er gerne an lokalen Konzerten und Veranstaltungen teil. Dennoch ist er der Meinung, dass seine Ergebnisse deutlich besser wären, wenn er die Berufsfachschule für Musik besuchen und bei seinem Lehrer Unterricht vor Ort nehmen könnte.

Deutschland gefällt Denys aufgrund seiner Landschaften, sozialen Bedingungen und vor allem seiner Sicherheit. Dennoch träumt er, wie sein Vater, von einem baldigen Ende des Krieges und seiner Rückkehr nach Hause. Der Jugendliche hat einen klaren Lebensplan: die Berufsfachschule für Musik abschließen, im Konservatorium zu studieren und professioneller Musiker werden. Selbst in einer Zeit, in der die meisten Ukrainer ihr Leben umgestalten und nach neuem Sinn suchen, will Denys will seinen Traum nicht aufgeben.

 

Павло Гриценко: ” Минула зима в Україні була важкою”

Родина Гриценко приїхала в Німеччину з міста Дніпро, що розташовано в східно-центральній частині України. Цей район з кількох сторін оточений областями, на яких проходить лінія фронту. Тому прильоти по Дніпру та іншим населеним пунктам області також відбуваються час від часу. До того ж місто постійно одним із перших приймає переселенців  з Донецької, Луганської, Запорізької чи Харківської областей.

Павло Гриценко народився та своє життя прожив на Дніпропетровщині в Україні. Більше 20 років відпрацював пілотом цивільної авіації, пілотом-інструктором,  виховав та вивчив кілька поколінь своїх послідовників. Багато років літав за полярним кругом. Після виходу на пенсію розпочав підприємницьку діяльність. 

Ранок 24 лютого 2022 для родини Гриценко був абсолютно буденним. Хлопець ледве не проспав навчання в коледжі, тому вранці збирався поспіхом  аби встигнути на автобус. Вже на зупинці громадського транспорту він отримав телефонний дзвінок від мами: “Занять не буде, повертайся, почалася війна”. 

В цей день кілька російських ракет поцілили в Дніпровський аеропорт. З цього часу в Дніпрі почали постійно лунати сирени – по кілька разів, вдень і вночі. Вокзали були переповнені, бо саме через Дніпро курсували майже всі евакуаційні потяги зі східних областей України. На щастя, наступні три тижні прильотів не було – всю загрозу ліквідовували ППО. 

Через це думок про виїзд з рідного міста родина Гриценко не мала, хоча ситуація по всій Україні стрімко погіршувалася. Та одного дня по  Дніпровському аеропорту була здійснена успішно ще одна ракетна атака і  потужність вибухів відчули декілька правобережних районів міста. Павло з родиною вирішили евакуюватися до Німеччини, де в них проживали родичі. Зібралися швидко, взяли найнеобхідніше.

“Кузіна дружини живе в Німеччині вже більше 20  років, – розповідає Павло. – коли вони дізналися про те, що у нас відбувається в країні, запросили до себе. Думали спочатку, що просто ненадовго погостюємо з місяць приблизно, може якраз все налагодиться”.

Дорога до Німеччини зайняла більше трьох днів. Дві доби знадобилося, щоб доїхати до кордону. Дороги були переповнені, на ніч доводилося зупинятися, бо починалася комендантська година. Спали прямо в автівці. На щастя, родина мала запас палива, тому не довелося витрачати час на черги на заправках. Відпочити вдалося вже в Німеччині, коли приїхали до родичів. 

“Нас дуже гостинно прийняли, – згадує Павло. – Німеччина виявилася дуже дружньою, турботливою. При цьому тут усюди порядок – що особливо мені подобається. Нам постійно допомагали: й волонтери, й місцева влада. Особливо приємно було в день народження отримати листівку від бургермайстра Оберкохена Петера Трайба”. 

Як і інші українці, Павло з дружиною подали на 24 параграф, знайшли квартиру та записалися на мовні курси. Але вивчення німецької виявилося для чоловіка випробуванням непростим. Через стан здоров’я складно було фізично сидіти в класі по 4 години, тому курси довелося покинути. Пізніше намагався вивчати мову вдома, самостійно, але й це не принесло бажаного результату. Засумувавши за рідним домом, в грудні Павло не витримав та повернувся в Україну. 

“Зима в Україні була нелегкою, для всієї країни, – згадує Павло. – Росіяни активно цілили в енергосистему, тому були серйозні перебої зі світлом. Але при цьому в нас працювали магазини, люди ходили на роботу, життя тривало. Хоча прильоти були – і в наше місто, і в сусідні. Одного разу було завдано ракетного удару по багатоповерхівці. Це було неподалік від нашого району, а я саме за кілька хвилин до цього проїжджав повз. Було дуже гучно. Поїхав подивитися і картина там була жахлива – один під’їзд обрушився повністю, рятівники діставали людей, медики надавали першу допомогу. Наслідки прильоту ліквідовували кілька днів: загинули більше 40 людей, не менше 80 постраждали, ще 11 вважаються зниклими безвісти”. 

За словами Павла потім по Дніпру було ще кілька прильотів ракет по багатоповерхівках, комунальних та промислових підприємствах, автовокзалу. Одна з ракет знищила великий спортивний комплекс, в будівництві якого Павло також приймав участь ще до навчання в Льотному училищі. Проживши в Україні 3 місяці, чоловік повернувся до своєї родини в Німеччину. 

Не легшим виявився інтеграційний період і в сина Дениса. Зараз йому 16 і в Україні він вже закінчив середню школу та вступив до музичного коледжу по класу акордеону. Проте в Німеччині хлопцеві довелося знову повернутися до школи, де для українських підлітків приготували спеціальний клас. Хлопець зізнається, що вчитися не хотілося, а німецька мова давалася дуже важко. Він вважає, що його друзі більш дорослі, ніж однолітки – у них інші інтереси та погляди на життя.

“У нас було кілька конфліктів з підлітками інших національностей, після чого ми втратили бажання познайомитися з ними”, розповідає Денис. “Мені здається, вони не люблять українців.”

Паралельно з німецькою школою Денис продовжує навчання в своєму українському коледжі онлайн. Музику він любить з дитинства, тому вчитися пішов усвідомлено. В Німеччині він із задоволенням приймає участь в місцевих концертах та різних заходах. Проте хлопець вважає, що якби він міг особисто займатися з викладачем та відвідувати заняття в музичному коледжі, результати були б значно кращими. 

Німеччина подобається Денису своїми краєвидами, соціальними умовами, але найбільше – безпечністю. Проте він, як і батько, мріє про скоріше завершення війни та повернення додому. Хлопець має чіткий  план на подальше життя: закінчити коледж, вступити до консерваторії та стати професійним музикантом. І навіть зараз, коли більшість українців перебудовують свої життя та шукають нові сенси, Денис відступати від своєї мрії не хоче.