Hanna und Oleksander Krasii “Wir wissen nicht, wo unser Zuhause ist”

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Hanna und Oleksander Krasii “Wir wissen nicht, wo unser Zuhause ist” 

Oleksander und Hanna Krasii kamen mit ihren beiden kleinen Töchtern aus der Stadt Mariupol, die in der Region Donezk in der Ukraine liegt, nach Deutschland. Gemeinsam durchlebten sie Bombardierungen, die Besetzung ihrer Heimatstadt, eine schwierige Evakuierung und eine lange Reise ins Ungewisse. Mariupol ist eine Stadt in der Nähe der russischen Grenze und hat Zugang zum Asowschen Meer. Genau von diesen Seiten aus begann die Zerstörung der eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt zu Beginn des Krieges. Es dauerte drei Monate, bis die Russen diese Gebiete unter ihre volle Kontrolle brachten.

Für das Ehepaar Krasii war Mariupol eine Stadt, in die man sich einfach verlieben musste – sauber, blühend, weit entwickelt und mit großen Zukunftsaussichten. Oleksander ist hier geboren und aufgewachsen und arbeitete als Ingenieur in einem metallurgischen Werk. Hanna zog nach Mariupol, als sie Oleksander heiratete und arbeitet bis zur Geburt ihrer ersten Tochter in ihrem selbst eröffneten kleinen Geschäft. 

Wie die meisten Einwohner von Mariupol glaubten auch die Krasiis nicht an einen Krieg mit Russland. Zur Zeit des Kriegsausbruchs war ihre ältere Tochter Lisa erst anderthalb Jahre alt. Zwei Wochen vor der vollen Invasion wurde ihre jüngere Tochter Alisa geboren, daher waren ihre Gedanken von Freude und neuen Sorgen erfüllt. Das Geburtszeugnis für die Jüngere erhielten sie am Tag vor Kriegsausbruch, am 23. Februar. Sie ahnten an diesem Tag nicht, dass schon am nächsten Tag alle Verwaltungsgebäude der Region Donezk geschlossen sein würden und sich ihr Leben für immer verändern würde.

Die russische Armee begann ihren Vormarsch genau in dem Ortsteil von Mariupol, in dem Oleksander und Hanna lebten. Daher beschlossen sie, näher in die Stadtmitte zu ziehen – zu Oleksanders Eltern. Gemeinsam würden sie die Situation besser ertragen können. Die ganze Familie dachten nicht daran, die Stadt zu verlassen – sie wollten das frisch gestrichene Haus ihrer Eltern mit dem schönen Garten nicht verlassen.

“Damals hatten wir gemischte Gefühle”, teilt Oleksander mit. “In den letzten Jahren hatten wir gelegentlich Explosionen in der Ferne gehört. Und wir dachten, wenn überhaupt etwas passieren würde, wäre es nicht von langer Dauer. In den ersten Tagen des Krieges gab es bereits Kämpfe am Stadtrand. Aber als die Angriffe auf die Stadt begannen, waren wir schon besorgt. Ich träumte von dem Krieg, in diesem Traum blieben wir und unser Haus unversehrt, während die ganze Stadt fast zerstört wurde. Und bald sollte dieser Traum wahr werden.”

Mit jedem Tag wurden die Bombardierungen schlimmer. Nach und nach brachen in der Stadt die Strom- und Wasserversorgung und die Kommunikationsverbindungen zusammen. Die Menschen kochten auf Feuerstellen im Freien und sammelten Regen und Schnee, um Trinkwasser zu gewinnen. Die Familie verbrachte aus Angst vor den Bomben die meiste Zeit des Tages im winzigen Keller des Elternhauses, in welchem die Temperatur nicht über 8 Grad stieg. Darüber hinaus mussten fünf Erwachsene mit zwei kleinen Kindern auf zwei Quadratmetern zusammenrücken. Am meisten Sorge bereiteten ihnen die Mädchen – es gab keine Möglichkeit, sie richtig zu ernähren oder zu waschen.

“In dieser Zeit mussten wir viele Dinge neu bewerten”, erzählt Hanna. “Es stellte sich heraus, dass wir wahre Helden unter uns hatten. Für mich war es mein Mann, der unter Beschuss zu uns nach Hause lief, um Windeln oder Lebensmittel zu holen, weil dort noch Vorräte waren. Wir wussten bereits ungefähr, wann man es riskieren konnten und berechneten die Zeit zwischen den Anschlägen, aber dennoch verabschiedeten wir uns jedes Mal, als wäre es das letzte Mal. Ich habe mir immer große Sorgen um ihn gemacht. Auch Nachbarn halfen uns, die ganze Straße unterstützte einander. Eine Nachbarin hatte einen Kamin, mit dem man das Zimmer schnell aufwärmen konnte. So konnten wir die Kinder ein paar Mal waschen.”

Sehr schlimm wurde es, als die Russen begannen, Fliegerbomben über der Stadt abzuwerfen. Die Stadt wurde vor den Augen der Menschen, die dort noch ausharrten, mit schweren Waffen zerstört. Eine der Bomben traf den Hof von Oleksanders Eltern, aber das Haus und das Auto wurden auf wundersame Weise nicht beschädigt. Zweimal rettete ein Haufen Bauschutt in der Nähe des Hauses das Gebäude, der vor der Druckwelle der Bomben schützte. Darüber hinaus begannen russische Soldaten, in die Häuser zu gehen. An einem Tag kam eine voll bewaffnete Einheit auch in das Haus der Familie Krasii. Aber als sie die kleinen Mädchen sahen, griffen sie sie nicht an, sondern boten der Familie die Möglichkeit einer Flucht nach Russland an. 

“Wir lebten schon einen Monat in völliger Isolation, es gab keine Kommunikation, keine Informationen über humanitäre Korridore”, erinnern sich Anna und Oleksander. “Es war beängstigend, und hatten Angst, dass das Angebot eine Falle sei. Aber wir packten unsere Sachen und zwei Stunden später verließen wir unsere Heimatstadt. Wir hatten nur eine Tasche für vier Personen. Und darin befanden sich hauptsächlich Kindersachen und Dokumente. Die Eltern von Oleksander und sein Bruder gingen auch mit uns. Es gab mehrere große Lager, so genannte Filtrationslager. Dort wurden wir von Kopf bis Fuß überprüft: Sie stellten uns knifflige Fragen, überprüften unsere Handys, nahmen Fingerabdrücke und machten Fotos von uns aus allen Blickwinkeln. Und es war ihnen egal, dass wir kleine Kinder auf dem Arm hatten.”

Die Reise war lang und voller Strapazen. Ein Endziel gab es nicht. Die Kinder wurden krank. Die Familie Krasii verbrachte etwa 30 Stunden an der Grenze. Glücklicherweise hatten sie Verwandte in Taganrog, bei denen sie unterkommen konnten, um sich auszuruhen und ihre Gedanken zu ordnen. Zu dieser Zeit suchten bereits ihrer ukrainischen Verwandten und Freunde nach ihnen. Eine Freundin lud sie nach Aalen ein. Sie warteten nicht lange. Nach nur 10 Tagen Pause machten sie sich wieder auf den Weg. Sie kauften Tickets nach Minsk in Weißrussland, wurden jedoch aus dem Zug geworfen – zusammen mit anderen Ukrainern. Sie mussten sich in der Nähe der russisch-weißrussischen Grenze aufhalten, und zum Glück fanden sich Menschen, die sie aufnahmen. Dann ging es weiter über Polen und schließlich nach Deutschland, wo sie bereits erwartet wurden.

“Trotz allem, was uns widerfahren ist, wollen wir nicht hassen”, sagt das Ehepaar Krasii. “Auf unserem Weg gab es so viele Wunder und erstaunliche Menschen. Und in Deutschland wurden wir einfach mit Aufmerksamkeit und Fürsorge umhüllt – für uns wurde eine Unterkunft vorbereitet, mit Möbeln, Kindersachen etc. Die ersten Tage der Anpassung waren schwer – das Baby Alisa weinte viel, die ältere Tochter Lisa hatte große Angst vor Flugzeugen. Aber jetzt spüren die Kinder, dass sie in Sicherheit sind. Und wir sind sehr dankbar für all diejenigen, die uns geholfen haben, sich hier einzuleben.“

Während Oleksander Deutsch lernt, widmet Hanna ihre volle Aufmerksamkeit ihren Töchtern. Die sprachliche Barriere verhindert noch, dass sie sich hier zu Hause fühlen können. Das Ehepaar vermisst sein Zuhause und seine Heimatstadt sehr. Aber der Glaube, die Hoffnung und die Unterstützung ihrer Mitmenschen helfen ihnen, weiterzuleben. Sie glauben, dass sie bald ein neues Zuhause aufbauen können.

 

Анна та Олександр Красій “Ми тепер не знаємо, де наш дім”

Олександр та Анна Красій з двома маленькими донечками приїхали до Німеччини з Маріуполя Донецької області. Разом вони пройшли через бомбардування та окупацію рідного міста, складну евакуацію та довгу дорогу в нікуди. Маріуполь – це місто, що знаходиться по сусідству з російським кордоном та кордоном так званої ДНР, а також має вихід до Азовського моря. Саме з цих сторін з першого дня війни й розпочалося знищення міста-напівмільйонника. Проте росіянам знадобилося три місяці аби взяти ці території під свій повний контроль. 

Для подружжя Красій Маріуполь був містом, в яке неможливо було не закохатися – чисте, квітуче, розвинуте, з великими перспективами на майбутнє. Олександр тут народився і виріс, працював інженером на металургійному заводі. Анна же переїхала туди після одруження, розпочала невеличкий бізнес, який тимчасово призупинила заради виховування двох доньок. 

Як і більшість мешканців Маріуполя, родина Красій не чекала війни та не вірила в її можливість. Старшій донечці Лізі на той момент було 1,5 рочки. За два тижні до повномасштабного вторгнення в них народилася друга донька – Аліса, тому всі думки подружжя займали радість та нові клопоти. Свідоцтво про народження молодшої вони отримали напередодні, 23 лютого, ще не знаючи, що вже наступного дня всі реєстри в Донецькій області будуть закриті, а життя назавжди зміниться. 

Російська армія почала свій наступ саме з того району, де проживали Олександр з Анною. Тому подружжя вирішило перебратися ближче до центра міста – до батьків Олександра. Тим паче, що разом було легше переживати все, що відбувалося навкруги. Про те, аби евакуюватися з міста не думали – шкода було залишати великий будинок зі свіжим ремонтом та чудовим садом. 

“Думки були різні на той час, – ділиться Олександр. – Ми останні роки періодично чули вдалечині вибухи. І думали, що якщо щось буде, то це ненадовго. В перші кілька днів ще бої були на околицях. Але коли почалися прильоти по місту, то вже напряглися. Тоді мені наснилася війна, але в моєму сні ми та наш будинок залишилися цілими в той час, як місто майже було знищене. І невдовзі сон здійснився”. 

З кожним днем обстрілів ставало більше. Поступово в місті зникли електроенергія, водопостачання та зв’язок. Їсти доводилося готувати просто у дворі на вогнищі, води катастрофічно не вистачало – збирали дощ та сніг. До того ж більшу частину часу доводилося проводити в підвалі, де температура повітря не перевищувала 8 градусів. На двух квадратних метрах доводилося тіснитися п’ятьом дорослим людям з двома маленькими дітьми. Найбільше всі переживали за донечок – не було змоги ані нормально нагодувати, ані помити їх. 

“В цей час багато чого довелося переоцінити, – розповідає Анна. – Виявилося, що справжні герої – вони поруч. Для мене це був мій чоловік, який під обстрілами бігав додому за підгузками чи продуктами харчування, бо там ще лишався запас. Ми вже приблизно розуміли, коли можна ризикнути, вираховували час між обстрілами, але все одно прощалися, як востаннє. Дуже переживала за нього. Також допомагали сусіди, вся вулиця підтримувала один одного. В одної сусідки був камін, яким можна було швидко нагріти кімнату.  Завдяки цьому ми іноді могли швидко помити донечок”. 

Найстрашніше почалося, коли росіяни почали скидати на місто авіабомби. Місто знищували різноманітною важкою зброєю просто на очах тих, хто там залишався. Один із снарядів влучив й у двір батьків Олександра, проте будинок, в якому вони на той момент переховувалися, та авто дивом не постраждали. Двічі дім  рятувала й купа будівельного сміття біля нього. До того ж російські солдати почали ходити по будинкам. Одного дня озброєна з ніг до голови компанія зайшла й до будинку родини Красій. Проте побачивши маленьких дівчат, чіпати не стали, навпаки – запропонували покинути місто та поїхати до Росії. 

“Ми вже місяць жили в повному вакуумі, зв’язку не було, інформації про гуманітарні коридори також, – згадують Анна та Олександр. – Було страшно, а вдруг це підстава. Але зібралися за 2 години і поїхали. На чотирьох в нас була одна сумка. І це були переважно дитячі речі та документи. З нами також поїхали батьки та брат. Було кілька великих таборів, фільтраційних. Там нас вивчали просто від та до: задавали якісь каверзні питання, перевіряли телефони, брали відбитки пальців, фотографували з усіх сторін. І їм було байдуже, що малі діти на руках”. 

Дорога була довгою і нелегкою. Кінцевого пункту призначення визначено не було. Діти почали хворіти. Близько 30 годин родина Красій простояла на кордоні. На щастя в Таганрозі жили родичі, у яких можна було зупинитися, трохи відпочити та зібратися з думками. На той час Олександра та Анну вже шукали рідні та друзі. Одна з подруг запросила їх поїхати до Німеччини. Довго не чекали. Відпочивши всього 10 днів, рушили далі. Взяли квитки до білоруського Мінська, але не потрапили – їх разом з іншими українцями висадили з потяга. Довелося затриматись біля російсько-білоруського кордону і добре, що знайшлися люди, що їх прийняли. Далі – через Польщу та нарешті до Німеччини, де їх вже очікували. 

“Незважаючи на все, що з нами трапилося, ми не хочемо ненавидіти, – говорить подружжя Красій. – На нашому шляху було стільки дива і стільки дивовижних людей. І в Німеччині нас просто огорнули увагою та турботою – підготували житло, з меблями, з дитячими речами. Перші дні адаптації були нелегкими – молодша Аліса багато плакала, старша Ліза дуже боялася літаків. Але зараз вони вже відчувають, що вони в безпеці. І ми дуже вдячні всім, хто допоміг нам реабілітуватися”. 

І поки Олександр вчить німецьку мову, Анна всю свою увагу приділяє донечкам. Мовний бар’єр перешкоджає повністю розслабитися та адаптуватися до нового життя. Подружжя дуже сумує за будинком і рідним містом. Але віра, надія та підтримка оточуючих допомагають їм жити далі. І вони вірять, що ще трохи й зможуть розпочати будівництво свого нового майбутнього.