Elza Kosharna – “Meine Intuition hat uns vor der Besatzung gerettet”

українською внизу

Elza Kosharna – “Meine Intuition hat uns vor der Besatzung gerettet”

 

Elza Kosharna und ihre Tochter Sofia leben seit März letzten Jahres in der Stadt Oberkochen im Ostalbkreis. Sie kommen aus der Stadt Mariupol, die im Osten der Ukraine und nahe der Grenze zu Russland liegt. Vor dem Krieg konnte Mariupol den Titel der modernsten Industriestadt der Ukraine für sich beanspruchen, doch danach wurde Mariupol für alle ein Symbol des schmerzlichsten Verlustes. “ In wenigen Monaten des Jahres 2022 wurde die Stadt fast vollständig zerstört, und die Zahl der Toten liegt nach offiziellen Angaben bei etwa 100.000 Menschen, die in Leichenhäusern registriert wurden. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Es ist schwierig, die genaue Zahl zu ermitteln, da die Stadt besetzt ist, und die „neue“ Regierung die Folgen der Bombenanschläge und die Beweise von Kriegsverbrechen sorgfältig beseitigt.

Elza Kosharna wurde in Mariupol geboren und lebte dort bis zur ihrer Flucht. Hier ging sie zur Schule, heiratete, brachte eine Tochter zur Welt und baute ein Unternehmen auf. Und es gab noch viele Pläne, bis der Krieg das Leben der jungen Frau völlig veränderte.

„Am 23. Februar, am Vorabend einer groß angelegten Offensive, hatten wir eine Familienfeier und empfingen Gäste“, sagt Elza. „Damals glaubten nur wenige Menschen an die Möglichkeit eines großen Krieges. Obwohl die Leute ständig über mögliche Konsequenzen der Entwicklung der Ereignisse diskutierten. An diesem Tag war ich sehr beunruhigt. Ich konnte die ganze Nacht zuvor nicht schlafen, ich las ständig Nachrichten, und am Morgen erfuhren wir, dass der Krieg begonnen hatte. Zu dieser Zeit fanden die Kämpfe bereits am Rande der Stadt statt. Unserer Familie war zwiegespalten, was nun zu tun sei – die eine Hälfte wollte die Stadt verlassen, die andere Hälfte wollte bleiben.“

Doch das Verlassen der Stadt gestaltete sich als sehr schwer. Alle Straßen waren durch schweres Militärgerät der Ukraine (Militärtransport) blockiert. Gleichzeitig wurde es in der Stadt immer lauter, also packten Elza und ihre Familie die wichtigsten Dokumente und ein paar Kleidungsstücke zusammen, verließen das Haus und gingen an einen sichereren Ort in der Stadt. Bereits am Nachmittag wurde bekannt, dass Straßensperren geöffnet wurden und eine Ausreise aus Mariupol möglich war. Es gab keine Zeit zum Nachdenken, auch keine Zeit, nach Hause zu gehen und mehr Sachen zu packen. Elza stieg sofort mit ihrer Tochter in ein Auto und fuhr zu ihren Eltern in der Region Charkiw, die damals sicherer schien.

Ein friedliches Leben war jedoch auch in der Region Charkiw nicht möglich. Und obwohl Elza und ihre Lieben in einer mehr oder weniger sicheren Stadt lebten, war es überall laut. Die junge Frau konnte weder essen noch schlafen, las ständig die Nachrichten und wünschte sich sehr, so weit wie möglich von der Beschusslinie entfernt zu sein. Elza erhielt eine Einladung von Verwandten, die seit vielen Jahren in Deutschland leben. Die endgültige Entscheidung zu fliehen fiel, nachdem in einem nahegelegenen Dorf eine Rakete einschlug, die fast alle Häuser beschädigte. Elza und ihre Tochter flohen kurz darauf nach Oberkochen, wo sie auch heute leben.

Trotz der Unterstützung der Familie waren die ersten 8 Monate des Lebens im Ausland schwierig; sie hatte große Sehnsucht nach ihrer Heimat. Innerhalb von drei Monaten wurde Mariupol vollständig von russischen Truppen eingenommen, sodass Elza nur ungefähr mitbekam, was in ihrer Heimatstadt geschah. Durch Freunde, die noch dort waren, erfuhr sie, dass durch einen Raketenangriff ein großes Erdloch mitten in ihrem Garten entstanden war. Ihr kürzlich renoviertes Haus wurde teilweise beschädigt – ein Fenster und das Dach wurden durch Raketentrümmer zerbrochen und die neuen Möbel in ihrer Wohnung beschädigt. Darüber hinaus nahmen die „ungebetenen Gäste“ alles mit, was sie konnten: Haushaltsgeräte, Elektronik und alles, was irgendeinen Wert hatte.

Aber Elza sorgte sich am meisten um das Schicksal ihres Unternehmens – einer erfolgreichen Firma, die Kleidung produzierte und in die ganze Ukraine lieferte. Leider wurde auch der Showroom (Verkaufsraum) der Firma in einem der Einkaufszentren von Mariupol geplündert.

„Für mich war dieses Geschäft wie ein zweites Kind“, sagte Elza. „Es wurde so viel Mühe und Geld investiert. Zu Anfang habe ich mein Hochzeitskleid verkauft, um dieses Unternehmen zu gründen. Ich konnte nicht nähen, aber ich bin gut im Management. Ich arbeitete mit einer Freundin zusammen, die Nähen konnte. Wir begannen damit, zu Hause Unterwäsche zu nähen, wechselten dann zu Pyjamas. Wir boten unsere Kleidung im Internet an, die Bestellungen stiegen. Dann fand ich eine zweite Nähmeisterin. Noch später mietete ich ein Raum, kaufte neue Ausrüstung, erweiterte das Team. Daraus entstand ein gemütlicher Showroom (Verkaufsraum), in welchem man Kleidung aus einem fertigen Sortiment auswählen, oder individuelle Kleidung bestellen konnte. Und damals konnten wir schon alles nähen – von Unterwäsche über einen Sportanzug bis hin zum Hochzeitskleid. Gleichzeitig habe ich viele verschiedene Schulungen absolviert – für Marketing und für Produktwerbung in sozialen Netzwerken. Es gab so viele Pläne, wir wollten expandieren, aber der Krieg hat alles zunichte gemacht.“

Neben der materiellen Sicherheit nahm der Krieg auch Elzas geliebte Person, ihre Großmutter, mit. In ihren letzten Jahren war sie eine lebhafte und aktive Frau mit großer Lebensfreude gewesen. Ständiger Beschuss, fehlende Telefonverbindung und die Sorge um ihre Angehörigen hatten Elzas Oma sehr geschwächt, so dass sie nach kurzer Zeit starb. Leider konnten Elza und ihre Eltern nicht einmal zur Beerdigung kommen, also kümmerten sich die Nachbarn darum.

Die junge Frau und ihre Tochter haben sich erfolgreich in die deutsche Gesellschaft eingelebt. Elza hat den B1-Kurs bereits abgeschlossen und lernt nun Deutsch im B2-Kurs. Gleichzeitig beabsichtigt sie ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Sie möchte in Deutschland nun ihr Hauptberuf als Ingenieurin in der Organisation internationaler Transporte und Logistik ausüben.

Ihre Tochter Sofia geht seit diesem Schuljahr in die erste Klasse. Mit Gleichaltrigen spricht sie bereits sehr gut Deutsch, sodass sie keine Angst vor der Schule hatte.

Das Lächeln ihrer Tochter ist das, was Elza Kraft gibt, weiterzumachen. Auch wird sie von ihrer Familie und von Freunden unterstützt. Die deutsche Ordnung passt sehr gut zu ihrem Charakter, sagt Elza. Leben nach Zeitplan und Regeln ist genau das, was Elza immer dabei geholfen hat, jedes Ziel erfolgreich zu erreichen.

„Jetzt fange ich wieder an, Pläne zu schmieden, anstatt nur einen Tag nach dem anderen zu leben“, erzählt Elza. „Das sind noch keine grandiosen Pläne, die ich zum Beispiel vor dem Krieg hatte, aber es ist gut, dass es diese Pläne gibt. Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre wenn wir nicht weggegangen wären. 

Glücklicherweise hat mich meine Intuition vor der Hölle gerettet, die in Mariupol ausgebrochen ist.“

Ельза Кошарна – моя інтуїція врятувала нас від окупації.

Ельза Кошарна та її донечка Софія живуть в Оберкохені Остальбкрайзу з березня минулого року. Дівчата приїхали з міста Маріуполь, що знаходиться на сході України та близько розташоване до кордону з Росією. До війни Маріуполь міг претендувати на звання найсучаснішого промислового міста в Україні, проте став для всіх найболючішою втратою. За кілька місяців 2022 року він був майже вщент зруйнований, а кількість загиблих за приблизними даними нараховує близько 100 тисяч осіб. Точну кількість дізнатися складно, бо місто в окупації й “нова” влада ретельно ліквідує наслідки бомбардувань та підтвердження військових злочинів. 

Ельза Кошарна народилася та все життя прожила в Маріуполі. Тут закінчила школу, вийшла заміж, народила доньку, побудувала бізнес. І планів було ще багато, поки свої корективи в життя дівчини не внесла війна. 

“23 лютого, напередодні повномасштабного вторгнення, ми мали сімейне свято та приймали гостей, – розповідає Ельза. –  На той час в можливість повномасштабної війни мало хто вірив. Хоча люди постійно обговорювали можливі наслідки та варіанти розвитку подій. В цей день я постійно відчувала якийсь неспокій. Всю ніч напередодні я не могла заснути, передивлялась постійно новини, а вранці ми дізналися, що війна дійсно почалася. Бойові дії на той час велися на околицях міста. Думки в нашій родині розділилися – половина хотіла поїхати з міста, решта – залишитись”. 

Та виїхати з міста виявилося непросто. Всі дороги були заблоковані важкою воєнною технікою, що їхала на допомогу ЗСУ. При цьому в місті ставало все гучніше, тому Ельза з родиною зібрали найважливіші документи та трохи речей та поїхали з дому в більш безпечніше місце. Вже після обіду стало відомо, що відкрилися блокпости й з’явилася можливість виїхати з Маріуполя. Часу на те, аби подумати не було, сходити додому та зібрати речі – також. Тому дівчата разом з батьками Ельзи сіли на авто та поїхали до них додому в Харківську область, що здавалася на той момент більш безпечним.

Проте і в Харківській області спокійного життя не вийшло.  І хоча Ельза з близькими жили в більш-менш безпечному місті, навкруги було гучно. Дівчина не могла їсти, спати, постійно читала новини та відчувала потребу поїхати з донечкою якомога далі від лінії обстрілів.  В той час Ельза отримала запрошення від родичів, що вже багато років проживають в Німеччині. Рішення “їхати” прийшло після того, як в сусіднє невеличке село прилетіла ракета, від якої постраждали майже всі будинки. Вже за кілька днів Ельза з донькою прибули в місто Оберкохен, де проживають і зараз. 

Попри всю підтримку родини, перші 8 місяців життя за кордоном були важкими, постійно хотілося додому. За три місяці Маріуполь був повністю захоплений російськими військами, тому розуміння того, що відбувається в рідному місті для Ельзи було обмежено. Завдяки друзям, що й досі залишалися там, вона дізналася, що посеред її двору внаслідок прильоту з’явилася велика воронка. Величезний новий будинок був частково пошкоджений – уламками ракети побило вікна та дах, пошкодило свіжий ремонт та нові меблі. До того ж “незапрошені гості” винесли з нього все, що змогли забрати: побутову техніку, електроніку та все, що мало хоч якусь цінність. 

Та найбільше Ельзу турбувала доля бізнесу – успішного шоуруму, в якому шили та продавали домашній одяг по всій Україні. Нажаль, офіс, що знаходився в одному з маріупольських торгових центрів, також був розграбований.

“Для мене це діло було як друга дитина, – розповідає Ельза. – Туди було вкладено стільки сил і грошей. Свого часу я продала свою весільну сукню, аби започаткувати цю справу. Шити я не вміла, але в мене добре виходило все організовувати. І першою до цієї справи я запросила подругу, що вміла шити. Починали з пошиву білизни вдома, потім перейшли на піжами. Працювали через інтернет, замовлень ставало все більше. Потім я знайшла іншу майстриню. Ще пізніше орендувала приміщення, зробила там ремонт, завезла нове обладнання, розширила команду. І вийшло таке чудове, затишне місце, де можна було обрати собі одяг з готового асортименту, або замовити індивідуальний пошив. І на той момент ми вже могли пошити все – від білизни до спортивного костюму чи  весільної сукні. Паралельно я постійно проходила різні навчання – з розкрутки брендів та ведення сторінок в соціальних мережах. Планів було багато, ми хотіли розширятися, але війна все зіпсувала”.

Також війна забрала в Ельзи рідну людину – бабусю. В свої поважні роки це була жвава та активна жінка, з великою жагою до життя. Постійні обстріли, проблеми зі зв’язком та хвилювання за рідних дуже підкосили здоров’я бабусі. На превеликий жаль, Ельза з батьками навіть не змогли приїхати на похорон, тому ці клопоти взяли на себе сусіди. 

Зараз дівчата успішно інтегруються в німецьке суспільство. Ельза вже завершила курс B1 та продовжує вдосконалювати німецьку на курсі B2. Паралельно вона планує підтягнути знання англійської, щоб мати змогу працювати за професією – Інженер з організації міжнародних перевезень та логістики. Софія цього року пішла в перший клас. Вона вже впевнено спілкується з однолітками німецькою, тому школи не боїться.

Посмішка доньки – найкраще, що допомагає Ельзі рухатися далі. Ще один фактор – підтримка друзів та родини. Німеччина підкорила дівчат своїм порядком. Жити за розкладом та правилами – це саме те, що завжди допомагало Ельзі вдало рухатися до будь-якої мети.

“Зараз я знову починаю будувати плани, а не жити одним днем, – ділиться Ельза. – Це ще не такі грандіозні плани, як були в нас до війни, але ж вони є і це вже добре. Іноді згадую старе життя і думаю – а якби ми не поїхали? На щастя, моя інтуїція нас врятувала від того жаху, що відбувся в Маріуполі”.